… und plötzlich ging nichts mehr auf der Autobahn. Mit einem hässlichen Krachen hatte der Vierzylinder des blauen Rover 75 von jetzt auf gleich seinen Dienst eingestellt. Nach kurzer Diagnose wurde auch schnell deutlich weshalb: der Zahnriemen hatte sich während der Fahrt in seine Einzeleile aufgelöst. Infolgedessen kam es am Rande dieser Demonstration des Verfalls zum Zusammenstoß wütender Kolben und Ventile. Folgt nun der Brexit des souveränen Briten in den Autohimmel?

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Dass mit den Wechselintervallen von Zahnriemen nicht zu spaßen ist, ist allgemein bekannt. Doch ist es wirklich erstaunlich, dass dieses hochbelastete Bauteil schon ein Jahr nach dem fälligen Wechsel (hier regulär nach spätestens sechs Jahren) die Konsistenz von gefrorenem Kaugummi erreicht hat – und das bei einer Laufleistung (des Riemens) von weniger als 50.000 Kilometern. Mit den bloßen Fingern lassen sich ohne Mühe einzelne Glieder des völlig Porösen Riemens abzupfen, überall quillt das brüchige Gewebe aus dem Gummi hervor. Hier sieht man, was Abwärme und Witterung dem extrem stabilen Material über die Jahre hinweg anhaben können.

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Kapitale Schäden möglich

Der Zahnriemen verbindet Kurbelwelle und Ventilsteuerung und sorgt unter anderem dafür, dass sich Kolben und Ventile während des Betriebs nicht in die Quere kommen können. Reißt der Riemen, prallen die Kolben in der Regel auf die geöffneten Ventile – und das mit einer solchen Wucht, dass hierbei massive Motorschäden entstehen können. Um Aufschluss über das Schadensbild unseres Rovers zu bekommen, prüfen wir den Zustand des Motors mit einem Endoskop.

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Dazu wird eine winzige Kamera in die Öffnung der Zündkerze eingeführt, um das Innere des Zylinders auf dem Bildschirm betrachten zu können. Das Ergebnis der Untersuchung: beim Aufprall wurden die Ventile durch die Kolben irreparabel verbogen (Bild unten nach Ausbau). Der Rest des Innenlebens sieht hingegen noch ziemlich brauchbar aus, weshalb wir den Motor nicht begraben, sondern zerlegen.

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Ein neuer Zylinderkopf für den Rover 75

Zylinderköpfe sind für den Rover 75 noch problemlos und einigermaßen günstig neu zu bekommen, weshalb sich eine Reparatur des Motos durchaus lohnen kann.

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Zunächst wird der alte Kopf demontiert und die Kolben gründlich von Ablagerungen befreit. Hier zeigen sich auch nach dem Reinigen der Oberflächen keine Risse und Beschädigungen – die Abdrücke auf den Kolben sind Fräsungen, die Werksseitig bereits vorhanden sind. Der Rumpfmotor kann also weiterhin verwendet werden – Glück gehabt.

Nach dem Säubern folgt der Umbau der beiden alten intakten Nockenwellen in den neuen Zylinderkopf, in dem die Ventile schon vormontiert sind.

Die beiden Wellen zeigen sich bei der Prüfung absolut gerade, Neuteile sind also nicht notwendig. Die Lager der Welle sind in den neuen Kopf eingefräst.

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Nachdem alles spielfrei montiert ist, wandert der Kopf mit neuer Kopfdichtung und Dichtmasse an seinen Platz im Motorraum.

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Mit den großen Dehnschrauben wird der Kopf auf dem Block befestigt. Dabei werden die Schrauben mit Drehmoment angezogen und um einen bestimmten Winkel gedehnt, um die notwendige Festigkeit zu erreichen.

Als nächstes folgt das Einstellen der Steuerzeiten mithilfe des neuen Zahnriemens. Dabei müssen alle Markierungen der Stirnräder genau zu den vorgegebenen Stellungen passen, da sich die Steuerzeiten durch den Riss komplett verstellt haben.

Nun muss die Dichtmasse trocknen. Beim anschließenden Testlauf läuft der Motor sauber und ohne Nebengeräusche – Reparatur erfolgreich. Somit war der Zahnriemenriss zwar noch einigermaßen günstig zu beheben, allerdings ist dies nicht immer der Fall. Deshalb solle bei jeder Inspektion geprüft werden, ob Kilometer- oder Wechselintervall des Zahnriemens noch ausreichend Puffer besitzen.

 

 

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