„Tutte le strade portano a Roma“, sagt der Italiener – Alle Wege führen nach Rom. Dies gilt auch heute noch, zumindest für den Fiat 500. Denn wer sich durch die kompakte Einstiegsluke auf den Fahrersitz im Format „Britax Römer“ fallen lässt, wähnt sich sofort im Land der schmalen Gassen und rot-karierten Tischdecken.
Obwohl das Cockpit weniger Schalter hat als ein handelsüblicher Garagenöffner, strahlt es doch den typischen Flair mediterranen Designs aus, der so schön ist wie die Worte „Bella Italia“ klingen. Das automobilgewordene Kindchenschema ist pausbackig, goldig und erfreut sich auch hierzulande geschlechterübergreifend großer Beliebtheit. Deshalb soll dieser Fiat nach vielen Jahrzehnten in Italien fortan in Deutschland unterwegs sein. Leider hat das Auto aber zwischenzeitlich lange gestanden. Nun springt die Knutschkugel nicht mehr an. Dank ClassicsRepair soll der muntere Zweizylinder aber schon bald wieder drehen.
Bestandsaufnahme – Vergaser oder Zündung?
Nachdem wir festgestellt haben, dass die Zündkerzen einen kräftigen Funken produzieren, fällt der Verdacht schon bald auf die Sprit-Zufuhr. Mithilfe von Startpilot, der mit einer Sprühflasche über die Ansaugöffnung des Vergasers eingespritzt wird, springt der Motor sofort gut an und dreht kraftvoll hoch. Dies ist ein guter Hinweis darauf, dass womöglich kein Kraftstoff in den beiden Brennkammern ankommt. Da die Kraftstoffpumpe aber einwandfrei fördert, muss der Fehler im Vergaser selbst liegen.
Dieser ist geradezu winzig und würde optisch auch an einem Mofa kein großes Aufsehen erregen. Mit zwei Schrauben ist er gelöst und bereit zur optischen Untersuchung.
Nun kann die Gemischfabrik auf der Werkbank zerlegt und begutachtet werden. Typische Schäden bei langen Standzeiten sind verklebte Düsen und Schwimmer, sowie poröse Dichtungen. In unserem Falle lässt schon der äußere Zustand darauf schließen, dass es im Inneren nach grande desastro aussieht. Nach vier weiteren Schrauben lässt sich das Gehäuse trennen.
Überholung des Vergasers
Beim Zerlegen wird schnell deutlich, dass das Bauteil innen komplett mit Spritresten verklebt ist. Daneben fällt auf, dass in der Schwimmerkammer nur eine kleine Pfütze Benzin schwimmt – eigentlich sollte sie aber gut gefüllt sein. Wir sind also auf dem richtigen Weg!
Der Schuldige ist schnell ausgemacht: das Schwimmerventil hängt. Das Ventil ist für den optimalen Kraftstoff-Füllstand zuständig und funktioniert wie folgt. Die beiden goldenen Schwimmkörper drücken sich nach oben, wenn die Schwimmerkammer unterhalb gefüllt ist. Dabei schließen sie das sogenannte Schwimmerventil und der Benzinfluss wird gestoppt – dies verhindert im Normalbetrieb das Überlaufen des Vergasers. Unser Ventil ist allerdings von Rückständen stark verklebt und öffnet sich deshalb gar nicht mehr. So bleibt die Kammer leer und der Motor bekommt kein Gemisch.
Als nächstes werden die Bauteile also zerlegt und per Hand gereinigt, bis das Ventil wieder sanft durch seine Buchse gleitet. Dazu sind einige Durchgänge nötig. Wenn alle Ablagerungen beseitigt sind, fällt das Ventil (das Teil mit der Spitze) wieder durch seine Buchse ohne dabei festzukleben. Übrigens ist die Spitze das eigentliche Ventil, das später den Kraftstoffstrom abdichtet.
Danach ersetzen wir den verstopften Filter und reinigen die verklebten Vergaserdüsen mittels Druckluft. Für die Überholung sind kaum Neuteile nötig – das schont den Geldbeutel.
Überall sammelt sich Dreck. Mit Polierpads lassen sich die Messingteile schnell wieder aufarbeiten. Beim Sieb hilft ein Neuteil. Mit frischen Dichtungen versehen und grundgereinigt kommt der Vergaser wieder an seinen alten Platz.
Die Mühen haben sich ausgezahlt: schon beim ersten Startversuch springt das Triebwerk an. Damit der Motor auch im Leerlauf schön läuft, werden im Anschluss noch Gemisch und Standgas korrekt eingestellt. Hier zahlt sich der einfach Aufbau des 500ers aus. Mit wenigen Handgriffen ist das Triebwerk optimal abgestimmt. Nun kann der Fiat in sein zweites Leben starten.